Wenn es unter der Rute juckt: Analdrüsenentzündung beim Hund
- Von Dr. med. vet. Sabina Büttner
- 14.10.2021
Wenn ein Hund sich vermehrt am Anus leckt und häufig ‘Schlitten fährt’, dann sind oft die Analdrüsen dafür verantwortlich. Eine anfängliche Anschoppung der Analbeutel kann sich zu einer sehr schmerzhaften Entzündung entwickeln, die rasch tierärztlich behandelt werden muss.
Was sind Analdrüsen?
Die Analdrüsen liegen beidseits, seitlich direkt neben dem Anus. Das Sekret, das sie bilden, wird in den Analbeuteln gespeichert. Bei jedem Kotabsatz wird dieses Sekret durch die Ausführungsgänge auf den Kot abgegeben. Es riecht für menschliche Nasen ausgesprochen unangenehm, für Hunde enthält es jedoch viele wertvolle Informationen über ihr Gegenüber. Jeder Hund sondert damit sein individuelles ‘Parfum’ ab und markiert damit sein Revier.
Ursachen einer Analdrüsenentzündung
Meist lässt sich die genaue Ursache einer Analdrüsenentzündung nicht herausfinden. Häufiger Durchfall, weicher Kot oder Verstopfung können Grund dafür sein, dass die Analbeutel nicht regelmässig entleert werden und damit ein Risikofaktor für eine Entzündung darstellen. Hunde kleiner Rassen sind zwar häufiger betroffen, aber auch grosse Hunde können darunter leiden.
Symptome einer Analdrüsenentzündung
Bevor eine Entzündung entsteht, kommt es zu einer Anschoppung des Sekrets in einem oder beiden Analbeutel. Ursachen dafür sind eine Eindickung des Sekrets oder eine Verklebung der Ausführungsgänge der Analdrüsen. Bereits diese Anschoppung ist für den Hund unangenehm. Er versucht diesen Zustand zu beheben, indem er den Anus beleckt und vermehrt mit seinem Po über den Boden rutscht, also das sogenannte «Schlittenfahren» zeigt.
Bleiben die Ausführungsgänge der Analbeutel verstopft und kann das Sekret weiterhin nicht abfliessen, so kann sich schnell eine Entzündung bilden, die ausgesprochen schmerzhaft ist. Die Hunde sind dann oft in ihrem Allgemeinzustand reduziert, sie zeigen deutliche Schmerzen beim Kotabsetzen und mögen manchmal auch gar nicht mehr sitzen.
Folgende Symptome sind typisch für eine Analdrüsenentzündung:
- Lecken am After
- „Schlittenfahren“ = rutschen auf dem Po
- Vermeiden des Sitzens
- Schmerzhafter Kotabsatz
Bleibt die Analdrüsenentzündung weiter bestehen, so wird das Sekret eitrig, manchmal auch blutig. Es bildet sich ein Abszess, der nach aussen aufbrechen kann und eine sogenannte Analbeutelfistel bildet. Zu einer solchen Fistelbildung kann es recht schnell kommen. Deshalb sollte ein Hund, der Schmerzen im Analbereich hat, möglichst rasch durch einen Tierarzt behandelt werden.
Behandlung der Analdrüsenentzündung
Der Tierarzt wird die angeschoppten Analbeutel vorsichtig entleeren. Gelingt es nicht, das Sekret mit sanftem Druck auszustreichen, wird eine Sonde in die Ausführungsgänge der Analdrüsen eingeführt, das Sekret mit einer sterilen Spüllösung verflüssigt und anschliessend lokale Medikamente gegen die Entzündung eingebracht. Sind die Analdrüsen bereits entzündet oder hat sich sogar eine Fistel gebildet, so müssen die Analbeutel wiederholt gespült werden. Meistens tolerieren die Hunde dieses Prozedere sehr gut. Sind die Analdrüsen stark entzündet ist jedoch jede Berührung sehr schmerzhaft und es kann daher notwendig sein, den Hund für die Spülung zu sedieren.
Richtig behandelt heilt die Entzündung in der Regel innerhalb einer Woche vollständig ab. Hat sich bereits ein Abszess oder eine Fistel gebildet, so kann die Heilung jedoch schwierig und langwierig werden. Bei Hunden, die einmal eine Analbeutelentzündung hatten, ist jedoch das Risiko gross, erneut daran zu erkranken. Kommt es immer wieder zu Rezidiven, dann kann es notwendig werden, die Analdrüsen chirurgisch zu entfernen.
Wie kann man Analdrüsen-Problemen vorbeugen?
Wenn der Hund eine Neigung zu Analdrüsenentzündungen hat, so ist es sinnvoll, regelmässig den Analbereich zu überprüfen und ihn sauber zu halten. Lange Haare sollten zurückgeschnitten und Verunreinigung mit lauwarmem Seifenwasser weggewaschen werden. Veränderungen können so schnell erkannt und der Hund damit rechtzeitig zum Tierarzt gebracht werden, bevor es zu ausgeprägten Entzündungen oder gar Abszessen kommt.
Bei Hunden mit Veranlagung zu Analdrüsenentzündungen kann es auch notwendig sein, die Analbeutel in regelmässigen Abständen manuell auszudrücken. Dabei wird mit Daumen und Zeigfinger gleichzeitig auf beide Analdrüsen ein sanfter Druck Richtung After ausgeübt bis sich das Sekret entleert. Viele Hundebesitzer können dieses Prozedere an ihrem Hund selbst durchführen. Es ist aber unbedingt notwendig, dass man sich die Vorgehensweise vorher vom Tierarzt genau zeigen lässt. Ist die Region stark geschwollen oder schmerzhaft, sollte man keinesfalls selbst versuchen, die Analbeutel zu entleeren, sondern den Hund zum Tierarzt bringen.
Mit der richtigen Ernährung kann ebenfalls einiges zur Vorbeugung von Analdrüsen-Problemen erreicht werden. Ziel ist es dabei, die Qualität des Kotes zu verbessern. Wenn der Hund regelmässig Kot von guter Konsistenz absetzt, ist gewährleistet, dass das Analdrüsen-Sekret immer wieder abgegeben und damit das Risiko einer Anschoppung minimiert wird. Hierzu eignen bestimmte Fasern in der Ernährung, welche ein hohes Wasserbindungsvermögen haben und so das Kotvolumen erhöhen und die Darmmotilität positiv beeinflussen. Dazu gehören beispielsweise Zellulose oder Weizenkleie. Heute gibt es eine Reihe von Futter, die einen speziell hohen Gehalt an solchen Fasern haben. Eine andere Möglichkeit ist es, das bestehende Futter mit einem geeigneten Ergänzungsfutter mit solchen Fasern anzureichern.