Mein Hund wird senil: Wie kann ich ihm helfen?
- Von med. vet. Bianca Michoud-Valente
- 05.12.2024
Mit zunehmendem Alter können unsere Hunde Anzeichen von Verwirrung und Desorientierung zeigen oder weniger interaktiv als früher erscheinen. Diese Verhaltensweisen können altersbedingt sein und auf eine Form der Demenz hindeuten, das sogenannte kognitive Dysfunktionssyndrom (Cognitive Dysfunction Syndrome, CDS). Obwohl die Demenz unumkehrbar ist, gibt es Möglichkeiten, ihr Fortschreiten zu verlangsamen und die Lebensqualität Ihres Hundes zu verbessern. Erfahren Sie, wie Sie die Anzeichen von Hundedemenz erkennen, welche Ursachen es gibt und wie Sie Ihren Vierbeiner im Alltag unterstützen können.
Was ist Senilität bei Hunden?
Senilität bei Hunden, auch bekannt als kognitives Dysfunktionssyndrom (Cognitive Dysfunction Syndrome, CDS), ist ein Zustand, der der Alzheimer-Krankheit beim Menschen ähnelt. Sie wird durch altersbedingte degenerative Veränderungen im Gehirn verursacht. Diese Veränderungen wirken sich auf das Gedächtnis, das Lernen, die Wahrnehmung und das Verhalten des Hundes aus.
Der Zustand tritt überwiegend bei älteren Hunden auf, kann jedoch gelegentlich auch bei jüngeren Tieren beobachtet werden. Es wird geschätzt, dass etwa 14 % der Hunde über 8 Jahre Anzeichen von CDS zeigen, wobei dieser Prozentsatz mit zunehmendem Alter ansteigt.
Was sind die Anzeichen von Demenz beim Hund?
Die Anzeichen von Senilität können unterschiedlich stark ausgeprägt sein, doch die folgenden sind am häufigsten:
- Desorientierung: Der Hund wirkt an vertrauten Orten verloren, bleibt in Ecken stecken oder starrt die Wände an.
- Reduzierte soziale Interaktion: Der Hund ist weniger gesellig, wirkt distanziert oder reagiert nicht mehr wie früher. Er kann auch reizbarer sein.
- Gestörter Schlaf: Er ist nachts wach und unruhig, dreht sich im Kreis oder vokalisiert ohne ersichtlichen Grund. Sein Schlaf-Wach-Rhythmus verschiebt sich: er schläft tagsüber mehr und nachts weniger.
- Beeinträchtigte Hygiene und Stubenreinheit: Harn- oder Kotunfälle sind häufiger, selbst bei einem zuvor stubenreinen Hund.
- Veränderte Aktivität: Er wird entweder hyperaktiv und unruhig oder apathisch und verliert das Interesse an Aktivitäten, die er sonst gerne gemacht hat (Spaziergänge, Spiele usw.).
- Erhöhte Ängstlichkeit: Er wirkt gestresster oder reagiert übermässig auf Reize.
Diese Anzeichen können schleichend auftreten, daher ist es wichtig, Veränderungen im Verhalten Ihres Hundes genau zu beobachten.
Um Ihnen zu helfen, diese Symptome bei Ihrem Hund zu erkennen, bietet das Purina Institute ein praktisches Hilfsmittel an: das DISHAA Assessment Tool. Mit diesem Dokument, das hier online zugänglich ist, können Sie die Verhaltensweisen Ihres Hundes leicht beurteilen und die Ergebnisse mit Ihrem Tierarzt besprechen.
Was sind die Ursachen für Demenz bei Hunden?
Das kognitive Dysfunktionssyndrom wird hauptsächlich durch altersbedingte degenerative Veränderungen im Gehirn verursacht:
- Neuronale Degeneration: Neuronen verschlechtern sich mit der Zeit und beeinträchtigen die Informationsübertragung.
- Anhäufung von Amyloid-Plaques: Diese Ablagerungen stören die normale Funktion der Neuronen.
- Oxidativer Stress: Die Schäden durch freie Radikale nehmen mit zunehmendem Alter zu und beschleunigen die Gehirnalterung.
Andere Faktoren wie eine genetische Veranlagung, mangelnde kognitive Stimulation oder eine falsche Ernährung können ebenfalls eine Rolle spielen.
Was sollten Sie tun, wenn Ihr Hund Anzeichen von Senilität zeigt?
Konsultieren Sie Ihren Tierarzt: Der erste Schritt besteht darin, einen Tierarzt aufzusuchen. Die Anzeichen von Demenz können mit anderen Erkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktion oder Arthrose verwechselt werden. Durch eine gründliche Untersuchung können diese Ursachen ausgeschlossen und eine mögliche CDS-Diagnose bestätigt werden.
Nahrungsergänzungsmittel: Einige Nahrungsergänzungsmittel können das Fortschreiten der Demenz verlangsamen oder die Symptome lindern. Antioxidantien, Omega-3-Fettsäuren (insbesondere DHA und EPA), Phosphatidylserin und Vitamine der B-Gruppe sind besonders vorteilhaft, um vor oxidativen Schäden zu schützen und den kognitiven Verfall zu verlangsamen. Mittelkettige Triglyceride (MCT), wie sie zum Beispiel im Futterergänzungsmittel Aprylic enthalten sind, haben positive Auswirkungen auf die Gehirnfunktion gezeigt. Tatsächlich liefern MCTs dem schwindenden Gehirn eine alternative Energiequelle und verbessern so das Gedächtnis, das Lernen und die geistige Wachheit bei Hunden mit kognitiven Beeinträchtigungen.
Wenn Sie diese Nahrungsergänzungsmittel in Absprache mit Ihrem Tierarzt in die Ernährung Ihres Hundes integrieren, kann dies seine Lebensqualität und sein geistiges Wohlbefinden signifikant verbessern.
Angepasste Ernährung: Einige Futtersorten, wie Hill's Prescription Diet b/d oder Purina NeuroCare, sind speziell formuliert, um die Gehirngesundheit von älteren Hunden mit Senilität zu unterstützen.
Geistige Beschäftigung: Das Gehirn Ihres Hundes aktiv zu halten, kann das Fortschreiten der Demenz verlangsamen. Probieren Sie interaktives Spielzeug wie Puzzles oder Futterspender aus, unternehmen Sie abwechslungsreiche Spaziergänge zur Stimulierung des Geruchssinns oder bringen Sie ihm neue, einfache Kommandos bei.
Eine sichere und ruhige Umgebung schaffen: Vermeiden Sie Veränderungen in der Umgebung Ihres Hundes, indem Sie die Möbel nicht umstellen und seinen Schlafplatz beibehalten. Verwenden Sie Nachtlichter, damit er sich nachts besser zurechtfindet. Falls die Stubenreinheit nachlässt, legen Sie Puppy-Pads aus oder ziehen Sie ihm Hundewindeln an. Schliessen Sie Räume, in denen er sich einklemmen könnte.
Diese einfachen Massnahmen, verbunden mit einem positiven Ansatz und einer angemessenen Pflege, werden die Bindung zu Ihrem Hund stärken und ihm gleichzeitig helfen, diese Phase seines Lebens besser zu bewältigen.
Kann man Hundedemenz vorbeugen?
Es kann zwar nicht garantiert werden, dass ein Hund kein kognitives Dysfunktionssyndrom entwickelt, aber bestimmte Vorkehrungen können das Risiko verringern:
- Hochwertige Ernährung von klein auf: Nährstoffe spielen eine Schlüsselrolle für die Gesundheit des Gehirns.
- Regelmässige körperliche Auslastung: Die Aufrechterhaltung eines gesunden Körpers hilft auch dem Gehirn.
- Mentale Stimulation: Führen Sie Lernspielzeug, Spiele für den Geruchssinn oder neue Erfahrungen ein, um den Geist Ihres Hundes wach zu halten.
- Regelmässige tierärztliche Betreuung: Das Erkennen der ersten Anzeichen ermöglicht eine schnelle Reaktion.
Leben mit einem Hund, der an Demenz leidet
Die Begleitung eines dementen Hundes erfordert Anpassung und Geduld, ist aber auch eine Gelegenheit, die Bindung zwischen Ihnen beiden zu stärken. Nehmen Sie eine positive Haltung ein und passen Sie Ihre Erwartungen an seine Fähigkeiten an.
- Behalten Sie stabile Routinen für seine Mahlzeiten, Spaziergänge und Schlafphasen bei.
- Feiern Sie jeden noch so kleinen Fortschritt mit Ermutigung und Belohnung.
- Seien Sie geduldig und verständnisvoll: Vermeiden Sie es, sich über ungewöhnliche Verhaltensweisen aufzuregen, denn das könnte seine Angst noch verstärken.
Demenz kann frustrierend sein, aber mit einer fürsorglichen Einstellung können Sie den Komfort und die Lebensqualität erheblich verbessern. Zögern Sie auch nicht, Ihren Tierarzt um Rat zu fragen, wie Sie diese Zeit besser bewältigen können.
Schlusswort
Senilität bei Hunden kann destabilisierend wirken, aber mit der richtigen Pflege kann Ihr Hund weiterhin glückliche Momente an Ihrer Seite erleben. Mit einer angepassten Ernährung, einer angemessenen Pflege und regelmässiger Stimulation können Sie das Fortschreiten der Symptome verlangsamen und Ihrem Vierbeiner eine optimale Lebensqualität bieten. Indem Sie auf seine Bedürfnisse eingehen und mit Ihrem Tierarzt zusammenarbeiten, können Sie ihm helfen, seine goldenen Jahre gelassen zu erleben.