Stressfreier Tierarztbesuch - Tipps für Hundebesitzer
- Von Dr. med. vet. Sabina Büttner
- 15.01.2020
Viele Hunde sind gestresst, wenn sie zum Tierarzt müssen, manche sträuben sich mit allen Vieren, die Praxis zu betreten und einige kann man nur mit Maulkorb untersuchen, weil sie sich vor lauter Panik nicht anfassen lassen wollen. Wir haben ein paar Tipps, wie Sie Ihre Vierbeiner von Anfang an auf den Besuch beim Tierarzt vorbereiten und was Sie machen können, wenn Ihr Hund bereits schlechte Erfahrungen gemacht hat.
Welpentraining
Bereits im Welpenalter – am besten schon beim Züchter – sollte ein Hund lernen, dass es normal ist, wenn er am ganzen Körper und an den Pfoten angefasst wird und dass auch ein kurzer Blick ins Maul und in die Ohren nichts Schlimmes ist. Beginnen Sie also schon mit ihrem ganz jungen Welpen diese Manipulationen zu Hause zu üben. In einer guten Welpenspielstunde wird Ihnen gezeigt, wie Sie selbst dieses Training machen können und Ihr Welpe erhält auch die Möglichkeit, das Angefasst werden durch eine Fremdperson zu üben.
Der erste Tierarztbesuch
Schon bald nachdem der Welpe bei Ihnen eingezogen ist, ist es Zeit für die Impfung beim Tierarzt. Versuchen Sie diesen Besuch für Ihren Welpen zu einem tollen Erlebnis zu machen! Seien Sie pünktlich in der Praxis, damit Sie selbst nicht gestresst sind, aber dennoch nicht zu früh, damit Sie nicht zu lange warten müssen. Nehmen Sie ein Spielzeug und ein paar Guddelis mit, damit die Wartezeit lustig und angenehm ist. Die Untersuchung und die Impfung ist für einen kleinen Hund meist kein Problem und sowohl die Tierärztin oder der Tierarzt als auch das gesamte Praxispersonal werden den Welpen gerne mit freundlichen Worten und Leckerlis belohnen.
Nicht jeder Welpe verhält sich gleich – wenn Sie einen vorsichtigen Welpen haben, der in fremden Situationen ängstlich und im Umgang mit Fremdpersonen zurückhaltend ist, dann kann es sinnvoll sein, schon vor dem eigentlichen Impftermin einen ‚Übungstermin‘ zu vereinbaren. Dabei darf der Welpe alles kennenlernen, er wird allenfalls kurz auf den Tisch gehoben, soll aber nur positive Erfahrungen machen. Vielleicht gibt’s sogar noch das eine oder andere Leckerli vom Tierarzt und schon ist die Praxis und das Wartezimmer nur noch halb so schlimm. So kann bei Welpen schon früh eine positive Verknüpfung mit dem Tierarzt aufgebaut werden.
Medical Training für Hunde
Hat Ihr Hund bereits schlechte Erfahrungen gemacht oder reagiert mit Angst oder Aggression auf Untersuchungen beim Tierarzt, dann kann mit einem sogenannten ‚Medical Training‘ Abhilfe geschaffen werden. Dabei werden dem Hund in kleinen Schritten und kurzen Trainingseinheiten aber mit ganz viel positiver Bestätigung Verhaltensweisen beigebracht, die bei der Durchführung medizinischer Untersuchungen oder auch bei der täglichen Pflege hilfreich sind. Er lernt dabei diese Situationen entspannt und stressfrei zu ertragen und kann sie mit der Zeit sogar positiv verknüpfen. Es empfiehlt sich dazu vor allem zu Beginn des Trainings, die Hilfe eines professionellen Hundetrainers in Anspruch zu nehmen, um das Timing der Belohnungssignale zu üben und einen individuellen Trainingsplan zu erstellen.
Geübt werden sollten dabei vor allem folgende Situationen:
- Abtasten am ganzen Körper
- Ohren anschauen
- Augen anschauen
- Maul öffnen und Lefzen anheben
- Pfoten in die Hand nehmen und untersuchen
- Ruhig in Seitenlage liegen bleiben
- Gewöhnung an den Maulkorb
- Auf den Tisch gehoben werden
Durch dieses Training wird nicht nur der Hund entspannter, sondern es hilft auch dem Besitzer ruhig zu bleiben und damit seinem Hund zusätzliche Sicherheit zu geben. Sobald die Übungen sitzen, kann auch dieses Training nach Absprache in der Tierarztpraxis durchgeführt werden, ohne dass der Hund einen eigentlichen Untersuchungs-Termin beim Tierarzt hat.
Weitere Tipps zur Entspannung in der Tierarztpraxis:
- Nehmen Sie eine eigene Decke mit! Sowohl im Wartezimmer als auch auf dem Behandlungstisch hilft der vertraute Geruch ihrem Hund sich zu beruhigen.
- Mit verschiedenen Pheromonen oder natürlichen Ergänzungsfuttermitteln kann zusätzliche Geborgenheit vermittelt werden.
- Falls Ihr Hund aus Angst zubeissen könnte, üben Sie vor allem das Anziehen und Tragen eines Maulkorbs und legen Sie diesen bereits vor Eintreffen in der Praxis an.
Weiterführende Literatur:
„Medical Training für Hunde“, Anna Oblasser-Mirtl, Barbara Glatz, Cadmos Verlag