Wie Hund und Katze - unsere Tipps für ein harmonisches Zusammenleben
- Von med. vet. Bianca Michoud-Valente
- 10.01.2024
In vielen Schweizer Haushalten leben Haustiere unterschiedlicher Arten in harmonischem Miteinander. Während einige Hunde und Katzen von Natur aus gut miteinander auskommen, müssen andere erst lernen, friedlich und sicher nebeneinander zu existieren. Schliesslich unterscheiden sich die Tiere erheblich in Bezug auf Körperbau, Kommunikation, Lebensrhythmus und die täglichen Bedürfnisse. Die Aussichten für ein erfolgreiches Zusammenleben sind nie garantiert und hängen stark vom Alter und der Persönlichkeit der Katze und des Hundes ab.
In der Regel gestaltet sich die Integration einer Katze in einen Hundehaushalt etwas einfacher, da Hunde eher dazu neigen, eine Katze als Familienmitglied zu betrachten. Wenn Sie eine ältere Katze zu Hause haben, kann es sinnvoll sein, einen Hund mit einem sanften und ruhigen Temperament zu wählen, der nicht zu forsch spielt. Trotz der natürlichen Unterschiede in ihrem Verhalten ist es möglich, durch geeignete Ansätze und Strategien eine friedliche und harmonische Beziehung zwischen den beiden Arten zu fördern.
Wenn Sie sich dazu entschlossen haben, Ihr Leben sowohl mit einem Hund als auch mit einer Katze - vielleicht sogar mit mehreren Vertretern beider Arten - zu teilen, erhalten Sie im Folgenden einige hilfreiche Tipps, die Ihnen dabei helfen sollen, Ihr Zuhause für alle Bewohner so friedlich wie möglich zu gestalten.
Die wichtigsten Unterschiede zwischen Hunden und Katzen verstehen
Hunde und Katzen zeigen individuelle natürliche Verhaltensweisen und unterscheiden sich erheblich in ihrer Körpersprache. Hunde neigen dazu, Gesellschaft zu suchen und eine enge Bindung zu ihren Besitzern aufzubauen. Sie sind für ihre verspielte und gehorsame Natur bekannt, und sie haben oft den Wunsch, ihren Besitzern zu gefallen. In Bezug auf die Kommunikation verwenden Hunde oft sehr klare und deutlichere Körper- und Stimmsignale, um ihre Gefühle und Absichten auszudrücken.
Im Gegensatz dazu sind Katzen eher als "unabhängig" bekannt. Sie schätzen Gesellschaft, jedoch auf ihre eigene, einzigartige Art. Sie können distanziert wirken oder die Privatsphäre bevorzugen, während sie gleichzeitig auch eine enge Bindung mit ihren Besitzern aufbauen. Im Unterschied zu Hunden äussern Katzen ihre Bedürfnisse oft auf subtilere Weise. Ihre Kommunikation mittels Körperhaltung und Bewegungen, mittels Lautäusserungen und Pheromonen unterscheidet sich dabei deutlich von jener der Hunde.
Zusätzlich können Unterschiede im Jagdverhalten von Hunden und Katzen ihre Beziehung beeinflussen. Hunde wurden historisch in Rudeln für die Jagd eingesetzt oder halfen dem Menschen dabei, Tiere zu jagen. Das bedeutet, dass sie eine gewisse Toleranz gegenüber anderen Tieren entwickeln können. Einige Hunde neigen jedoch aufgrund ihres angeborenen Raubtierinstinkts dazu, kleine Tiere, einschliesslich Katzen, zu verfolgen.
Katzen haben einen ausgeprägteren Jagdinstinkt. Auch wenn sie domestiziert sind, können sie weiterhin Verhaltensweisen zeigen, bei denen sie imaginäre oder reale Beutetiere verfolgen. Dies kann zu Konflikten führen, insbesondere wenn Hunde dieses Spielverhalten falsch interpretieren und versuchen, daran teilzunehmen oder sich dagegen zu wehren. Das Verständnis dieser Verhaltensunterschiede ist daher entscheidend, um mögliche Interaktionen im Haushalt vorauszusehen und eine harmonische Umgebung für beide zu schaffen.
Schrittweise und überwachte Zusammenführung
Ein häufiger Fehler bei der Zusammenführung von Katzen und Hunden, besteht darin, sie einfach frei laufen zu lassen und sich selbst zu überlassen. Der erste Eindruck zählt! Daher sollte die erste Begegnung zwischen Hund und Katze sorgfältig geplant werden.
Am besten ist ein schrittweises Vorgehen. Verwenden Sie Sichtbarrieren oder getrennte Räume, um sicherzustellen, dass sich die Tiere stressfrei an die Anwesenheit und den Geruch des anderen gewöhnen können. Lassen Sie dem neuen Tier einige Tage Zeit, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen, ohne dass es sich um das andere Tier kümmern muss. Danach sollte es die Möglichkeit haben, den Bereich zu erkunden, in dem das andere Tier ruht und schläft, während dieses Tier abwesend ist - und umgekehrt. Es kann auch von Vorteil sein, die Katze mit einem Tuch abzureiben und dieses in den Hundekorb zu legen und umgekehrt auch den Hund mit einem Tuch abzureiben und dieses wiederum im Katzenkörbchen zu platzieren. So gewöhnen sie sich an den jeweiligen Geruch des anderen. In einem nächsten Schritt empfiehlt es sich, beide Tiere auf gegenüberliegenden Seiten einer geschlossenen Tür zu füttern. So verbinden sie die Anwesenheit des anderen Tieres mit dem positiven Erlebnis vom Fressen. Verschieben Sie bei jeder Fütterung ihre Näpfe ein Stück weiter in Richtung der geschlossenen Tür. Wiederholen Sie diesen Prozess, bis jedes Tier in Ruhe direkt neben der Tür fressen kann.
Geben Sie ihnen dann die Gelegenheit, sich unter sicheren und kontrollierten Bedingungen zu begegnen. Beaufsichtigte, langsame und kurze Interaktionen sind empfehlenswert, um potenzielle Konflikte zu vermeiden. Anfangs können Sie die Katze entweder in ihre Transportbox setzen oder freilaufen lassen, besonders wenn sie sich in die Höhe oder in ein sicheres Versteck zurückziehen kann. Der Hund sollte jedoch unter allen Umständen an der Leine geführt werden. Lassen Sie die beiden aus der Ferne Sichtkontakt aufnehmen. Beginnen Sie auf gegenüberliegenden Seiten eines Raumes und nähern Sie die beiden behutsam aneinander an. Belohnen Sie Ihren Hund mit vielen Leckerlis, und wenn er sich zu sehr auf die Katze konzentriert, lenken Sie seine Aufmerksamkeit zurück auf sich. Sie können der Katze erlauben, frei um den angeleinten Hund herum auf Entdeckungsreise zu gehen, sofern der Hund es schafft, ruhig zu bleiben. Lassen Sie die Tiere mit der Zeit näher zueinander kommen, sich beschnuppern und kennenlernen. Wenn eines der Tiere Anzeichen von Stress zeigt, beenden Sie die Begegnung. Steigern Sie allmählich die Dauer der gemeinsamen Zeit, bis beide ohne Angst vor Verletzungen losgelassen und unter Aufsicht frei zusammen sein können.
Achten Sie auf die Gewohnheiten Ihrer Katze bezüglich Fressen, Trinken und Benutzung der Katzentoilette. Wenn sich diese Verhalten verändern oder sich nach einer Eingewöhnungsphase nicht wieder normalisieren, könnte Ihre Katze gestresst sein. In diesem Fall ist es ratsam, zum vorherigen Schritt zurückzukehren und die Begegnungen für einige Tage zu reduzieren.
Geduld ist dabei der Schlüssel: Erlauben Sie den Tieren, sich allmählich aneinander zu gewöhnen, ohne die Interaktion zu erzwingen. Und vor allem: Lassen Sie sie niemals unbeaufsichtigt zusammen, solange sie die Anwesenheit des anderen nicht vollständig akzeptiert haben.
Schaffen Sie eine günstige Umgebung
Die Gestaltung der Umgebung spielt eine entscheidende Rolle für das erfolgreiche Zusammenleben von Hunden und Katzen. Achten Sie darauf, dass Sie für jedes Tier einen eigenen artspezifischen Bereich schaffen, der Ruhe- und Versäuberungszonen sowie Spielbereiche umfasst. Beachten Sie, dass Katzen erhöhte Orte lieben, von denen aus sie ihr Revier beobachten können, während Hunde Platz zum Spielen und Toben benötigen. Vermeiden Sie, dass ein Tier in den bevorzugten Raum des anderen eindringt. Vor allem ist es wichtig, dass die Katzentoilette an einem Ort platziert wird, der für den Hund nicht zugänglich ist, so dass sie von der Katze sicher und ungestört benutzt werden kann. Des Weiteren treten Konflikte zwischen Haustieren häufig während der Fütterung auf. Vor allem Hunde können dazu neigen, ihr Futter aggressiv zu verteidigen, auch wenn sie in allen anderen Situationen gelassen sind. Halten Sie, vor allem zu Beginn, die Fütterungsbereiche daher getrennt und für das andere Haustier unzugänglich. Wenn das Füttern zu Problemen führt, füttern Sie zu festgelegten Zeiten und entfernen Sie nach der Mahlzeit jegliches Futter, anstatt es frei zugänglich stehenzulassen.
Sorgen Sie dafür, dass Ihre Katze immer einen Fluchtweg hat. Selbst der friedlichste Hund kann manchmal der Versuchung nicht widerstehen, einer Katze hinterherzurennen. Eine Katzenklappe, die an einer normalerweise geschlossenen Tür angebracht wird, oder ein Absperrgitter mit einer eingebauten Katzentür bieten oft eine gute Lösung. Eine Reihe von Kletterelementen oder ein Kratzbaum, der vom Boden bis zur Decke reicht, können im Notfall ebenfalls als Fluchtmöglichkeit dienen. Diese Bereiche ermöglichen es der Katze, den Hund zu beobachten und sich an seine Anwesenheit zu gewöhnen, während sie das Gefühl hat, die Situation unter Kontrolle zu haben.
Die Anpassung der Umgebung an die spezifischen Bedürfnisse Ihrer Haustiere wird wesentlich dazu beitragen, potenzielle Konflikte zu verringern.
Erziehung und positive Verstärkung
Die Erziehung spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle für ein erfolgreiches Zusammenleben von Hunden und Katzen. Der Hund sollte verlässlich auf Grundkommandos wie "Sitz", "Bleib" und "Aus/Nein" reagieren, so dass er auch bei Begegnungen mit der Katze unter Kontrolle gehalten werden kann. Nutzen Sie positive Verstärkung, indem Sie reichlich Leckerlis einsetzen, um den Hund direkt für ein gutes Verhalten zu belohnen und vor allem um sicherzustellen, dass er die Anwesenheit der Katze mit etwas Positivem verknüpft.
Achten Sie auch darauf, dass Sie mit jedem Tier einzeln regelmässig gemeinsame Zeit verbringen, um die individuelle Bindung zu stärken und Eifersüchteleien zu vermeiden.
Zusammenfassend kann man festhalten, dass ein harmonisches Zusammenleben von Hund und Katze Geduld, Verständnis und einen schrittweisen, positiv verstärkenden Ansatz erfordert. Es ist zwar nicht garantiert, dass Ihre Katze und Ihr Hund enge Freunde werden, aber indem Sie die natürlichen Unterschiede der beiden Arten verstehen und bei der Gestaltung der Umgebung respektieren, können Sie die Entstehung einer friedlichen Beziehung zwischen Hund und Katze erleichtern.