In welchem Alter sollte eine Katze kastriert werden?
- Von Dr. med. vet. Sabina Büttner
- 16.08.2020
Die überwiegende Mehrheit der in der Schweiz gehaltenen Katzen ist kastriert. Besitzer junger Kätzchen sind aber häufig unsicher, in welchem Alter eine Kastration durchgeführt werden sollte. Hier erfahren Sie mehr über Nutzen und optimalen Zeitpunkt der Katzenkastration.
Wann werden Katzen geschlechtsreif?
Weibliche Katzen werden in der Regel im Alter zwischen sieben bis acht Monaten geschlechtsreif. Da der Eintritt der Geschlechtsreife von der Jahreszeit und der Tageslichtdauer abhängig ist, können spät im Jahr geborene Kätzchen jedoch auch bereits mit vier bis fünf Monaten geschlechtsreif werden. Bei gewissen Langhaar-Rassekatzen kann es hingegen bis zu über einem Jahr dauern, bis die erste Rolligkeit eintritt.
Kater werden meist im Alter von acht bis zehn Monaten geschlechtsreif.
Wie merkt man, dass eine Katze geschlechtsreif ist?
Bei einer weiblichen Katze zeigt sich die Paarungsbereitschaft dadurch, dass sie sehr unruhig wird und kaum mehr frisst. Sie gibt minutenlang (auch nachts) beklagenswerte Schreie von sich, die an ein weinendes Baby erinnern. Sie reibt sich ausgiebig an Gegenständen und rollt sich intensiv am Boden. Dieses Verhalten ist auch der Grund, warum man bei der Phase der Paarungsbereitschaft bei Katzen von „Rolligkeit“ spricht. Streicht man einer rolligen Katze über den Rücken, streckt sie den Po in die Höhe und hält den Schwanz zur Seite. Der Eisprung wird bei der Katze durch den Deckakt ausgelöst. Findet die Katze rasch einen Kater, so dauert die Rolligkeit nur 1 – 2 Tage und kann vom Besitzer sogar übersehen werden. Hat die Katze keinen Kontakt zu einem Kater, so dauert die Rolligkeit etwa eine Woche.
Wie merkt man beim Kater, dass er geschlechtsreif ist?
Beim Kater bemerkt man die einsetzende Geschlechtsreife meist daran, dass der Urin plötzlich viel intensiver riecht. Zudem beginnen viele Kater, kleine Urinmarkierungen an Möbeln, Türrahmen oder anderen Einrichtungsgegenständen anzubringen. Hat der Kater Freilauf, so macht er sich jetzt auf die Suche nach paarungsbereiten Kätzinnen, er verwickelt sich in Revier- und Konkurrenzkämpfe und kann auch mal ein paar Tage von zu Hause wegbleiben.
Katzen und Kater sollten vor der Geschlechtsreife kastriert werden!
Bei Katzen mit Freigang wird der Eintritt der Geschlechtsreife von den Besitzern oft nicht bemerkt. Dies führt dazu, dass es zu ungewollten Trächtigkeiten kommt und Kätzchen geboren werden, die zwar süss sind, allerdings nicht immer ein gutes Zuhause finden und dann im Tierheim landen. Unkastrierte Freigänger-Katzen können zudem das Problem der Vermehrung von herrenlosen Katzen verschlimmern, von denen es gemäss Schätzungen in der Schweiz bereits jetzt 100‘000 – 300‘000 gibt.
Als Grundregel gilt daher, dass die Katzen vor der Geschlechtsreife im Alter zwischen 6 und 7 Monaten kastriert werden sollten. Spät im Jahr geborene Katzen sollten eventuell sogar bereits im Alter von 4 bis 5 Monaten operiert werden, insbesondere wenn es sich um Katzen mit Freigang handelt. Sprechen Sie sich diesbezüglich daher frühzeitig mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt ab.
Welches sind die Vor- und Nachteile der Katzenkastration?
Vorteile | Nachteile |
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Die Liste der Vorteile der Kastration bei Katzen ist recht lang. Einerseits wird das Fortpflanzungsverhalten, das ein Zusammenleben insbesondere mit Wohnungskatzen sehr schwierig macht, komplett ausgeschaltet, andererseits verändert sich das Verhalten der Katzen auch dahingehend, dass die Verträglichkeit mit anderen Katzen erhöht und die Menschenbezogenheit gestärkt wird. Dabei spielt das Alter der Kastration kaum eine Rolle, das heisst, dass die mit dem Fortpflanzungstrieb einhergehenden Verhalten wie Markieren oder Streunen, nach der Kastration wieder verschwinden. Das Risiko für bestimmte Krebsarten, wie zum Beispiel Mammatumore, ist jedoch umso geringer, je früher die Katze kastriert wird.
Besonders positiv ist, dass die Lebenserwartung kastrierter Katzen deutlich höher ist als bei unkastrierten. So leben kastrierte Kätzinnen im Mittel ein Jahr, kastrierte Kater sogar 4 Jahre länger als ihre «intakten» Geschlechtsgenossen. Dies hängt wohl primär damit zusammen, dass kastrierte Katzen ein ruhigeres Leben führen, weniger Kontakt mit fremden Artgenossen haben und weniger herumstreunen. Dadurch sinkt die Gefahr, einen Unfall zu erleiden, in eine Beisserei zu geraten oder sich mit einer Infektionskrankheit anzustecken.
Der hauptsächliche Nachteil der Kastration besteht bei Katzen darin, dass die Wahrscheinlichkeit, übergewichtig zu werden, etwa 3.4 mal grösser ist als bei unkastrierten Samtpfoten. Übergewicht ist gleichzeitig ein Risikofaktor für eine Reihe von Krankheiten wie Diabetes, Harnwegserkrankungen, Hauterkrankungen oder Gelenksproblemen. Da der Energiebedarf der Katzen nach der Kastration um ca. 30% sinkt und gleichzeitig der Appetit der Katzen zunimmt, sollte am besten ein paar Tage vor, spätestens direkt nach der Kastration auf ein energiereduziertes Futter speziell für kastrierte Katzen umgestellt werden. Zur Erhaltung des Idealgewichts ist, insbesondere bei reinen Wohnungskatzen, auch die Fütterungstechnik an die Bedürfnisse der Katzen anzupassen.
Lesen Sie dazu auch unsere Ratgeberbeiträge ‚Katzen richtig füttern – so verhindern Sie Langeweile‘ ‚Übergewicht bei Hund und Katze: Es lohnt sich etwas dagegen zu unternehmen!‘
Quelle
I.M. Reichler (2010): Vor- und Nachteile der Kastration von Kätzinnen und Katern. Schweiz. Arch. Tierheilk.; Band 152, Heft 6, Juni 2010, 273 – 278