Mein Hund hat eine Zecke – was tun?
- Von med. vet. Bianca Michoud-Valente
- 14.05.2023
Zecken sind in der Schweiz weit verbreitet. Daher ist es für Hundebesitzer nicht ungewöhnlich, Zecken auf ihrem Hund zu finden. Zecken sind jedoch Überträger von potenziell tödlichen Krankheiten. Daher ist die Vorbeugung von Zeckenbissen von entscheidender Bedeutung für die Gesundheit Ihres Hundes. Wenn man die richtigen Methoden hat um Zecken zu entfernen, kann man Komplikationen vermeiden.
Der Zyklus von Krankheiten, die von Zecken übertragen werden, beginnt, wenn Zecken sich vom Blut eines infizierten Hundes oder eines anderen Säugetiers ernähren und dabei allfällige im Blut vorhandene Parasiten aufnehmen. Infizierte Zecken können die Parasiten dann wiederum auf andere Hunde übertragen, wenn sie diese beissen und sich von deren Blut ernähren. Während der Blutmahlzeit, nach dem Biss, gelangen die Erreger aus dem Darm der Zecke in ihre Speicheldrüsen. Die Übertragung durch den Speichel hängt von der Dauer de Kontaktes und der Befallsrate der Zecke ab. Je länger eine Zecke auf einem Hund bleibt und sich von seinem Blut ernährt, desto mehr Zeit hat sie, um potenziell eine Krankheit auf den Hund zu übertragen. Es ist jedoch erwiesen, dass das Risiko einer Krankheitsübertragung gering ist, wenn die Zecke innerhalb von 24 Stunden nach dem Biss vollständig entfernt wird.
Zecken richtig entfernen
Wenn Sie also eine Zecke an Ihrem Hund entdecken, sollten Sie sie sofort entfernen - und zwar vorsichtig. Wenn sie noch auf dem Hund herumkrabbelt, können Sie sie einfach greifen und entfernen. Wenn sich die Zecke bereits an Ihrem Hund festgebissen hat, ist es wichtig, die richtigen Werkzeuge zu verwenden: eine Zeckenzange oder einen Zeckenhaken. Mit einem Haken geht man wie folgt vor: man schiebt ihn unter die Zecke und drückt ihn dabei gegen die Haut. Dann hebt man den Haken leicht an, indem man ihn langsam, und nicht ruckartig, nach oben zieht. Mit einer Zeckenzange oder Pinzette greifen Sie die Zecke möglichst nah an der Haut und ziehen diese mit steigerndem Zug vorsichtig heraus. Die Zecke darf während des Entfernens nicht gedreht werden, damit man nicht riskiert, dass der Rüssel in der Haut stecken bleibt. Mit Geduld und Sorgfalt wird sich die Zecke so nach einiger Zeit leicht lösen lassen. Dieser langsame Prozess ermöglicht es, die Zecke zu entfernen, ohne sie zu stressen. Vermeiden Sie es, die Zecke zu drehen oder zu zerquetschen, da dies das Infektionsrisiko erhöht. Wenn die Zecke nämlich gestresst ist, fängt sie an zu würgen und ihren Darminhalt zu entleeren. Dadurch steigt das Risiko, dass sie einen Krankheitserreger in die Blutbahn des Hundes überträgt. Wenn die Zecke gross ist, hat sie sich mit Blut vollgesogen und sitzt wahrscheinlich schon eine Weile am Hund. Das Risiko für eine Krankheitsübertragung ist dann grösser. Wenn Sie die Zecke ohne das richtige Werkzeug herausziehen, kann es passieren, dass der Kopf, oder genauer gesagt, das Mundwerkzeug, im Tier stecken bleibt. Es ist dann ein kleiner schwarzer Punkt zu sehen, der in der Einstichstelle zurückbleibt. Dies führt in der Regel zu einer kleinen Entzündung, und nach einigen Tagen fällt der Kopf von selbst heraus. Desinfizieren Sie die Stelle und beobachten Sie diese in den nächsten Tagen. Nur wenn sich eine starke Rötung und Schwellung bildet, muss ein Tierarzt aufgesucht werden.
Wenn Sie die Zecke entfernt haben, empfehlen wir Ihnen, sie in einen luftdichten Beutel zu stecken und in den Müll zu werfen, oder diese mit einem Feuerzeug zu verbrennen.
Nach dem Entfernen ist es wichtig, die Einstichstelle mit einem Antiseptikum zu reinigen, um das Infektionsrisiko zu verringern. In den folgenden drei Wochen sollten Sie Ihren Hund besonders aufmerksam beobachten und auf Krankheitssymptome achten. Die typischen Krankheiten machen sich durch Lethargie, Appetitlosigkeit oder Fieber bemerkbar. Wenn Ihr Hund eines dieser Symptome zeigt, wenden Sie sich bitte sofort an Ihren Tierarzt.
Insgesamt gilt: Je schneller die Zecke entfernt wird, desto geringer ist das Risiko der Übertragung von Krankheitserregern.
Krankheiten durch Zecken
Zecken können nicht nur Juckreiz und Hautreizungen verursachen, sondern auch schwere Krankheiten übertragen. In der Schweiz können Hunde von mehreren, durch Zecken übertragene, Krankheiten befallen werden, darunter Lyme-Borreliose, Babesiose, Ehrlichiose und Anaplasmose.
Die Babesiose, auch Piroplasmose genannt, wird durch einen Parasiten namens Babesia canis verursacht, der die roten Blutkörperchen des Hundes infiziert und deren Zerstörung bewirkt. Es ist die häufigste von Zecken übertragene Krankheit bei Hunden, und Hunde sind gleichzeitig auch die Hauptwirte für diese Krankheit. Zu den Symptomen der Piroplasmose können Fieber, Lethargie, Appetitlosigkeit, blasses Zahnfleisch, ockerfarbener oder brauner Urin, eine erhöhte Herzfrequenz und Atembeschwerden gehören. Die Krankheit ist akut und muss schnell behandelt werden - es handelt sich um einen lebensbedrohlichen Notfall. Sie kann glücklicherweise mithilfe von Bluttests leicht diagnostiziert werden und wird mit speziellen antiparasitären Medikamenten behandelt. In schweren Fällen kann auch eine Bluttransfusion erforderlich sein.
Die Borreliose, auch Lyme-Krankheit genannt, wird durch ein Bakterium namens Borrelia burgdorferi verursacht, welches durch den Biss infizierter Zecken auf Hunde übertragen wird. Deren natürliches Reservoir sind kleine Säugetiere. Die Symptome der Lyme-Borreliose bei Hunden sind unspezifisch, es handelt sich gewöhnlich um Fieber, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Gelenkschmerzen. Die Borreliose kann zwar mit Antibiotika behandelt werden, aber eine frühzeitige Behandlung ist wichtig, um langfristige Komplikationen zu vermeiden.
Die Ehrlichiose ist eine Erkrankung, die durch ein Bakterium namens Ehrlichia canis verursacht wird, welches ebenfalls von infizierten Zecken auf Hunde übertragen wird. Sie tritt vor allem in Südeuropa auf, aber Hunde können sie von Reisen in die Schweiz mitbringen. Die Symptome der Ehrlichiose bei Hunden sind vielfältig. Sie können Fieber, Appetitlosigkeit, Lethargie, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Blutungen umfassen. Die Krankheit kann akut oder chronisch verlaufen und wird mit Antibiotika behandelt. Eine schnelle Behandlung hilft auch hier, Folgeerkrankungen zu vermeiden.
Die Anaplasmose ist eine Infektionskrankheit bei Hunden, die durch das Bakterium Anaplasma phagocytophilum verursacht wird. Sie wird von infizierten Zecken, die sich vom Blut von Nagetieren und anderen Kleintieren, die das Bakterium in sich tragen, ernähren, auf Hunde übertragen. Die Symptome der Anaplasmose bei Hunden sind ebenfalls sehr vielfältig und unspezifisch. Zu diesen gehören Fieber, Lethargie, Appetitlosigkeit, Lahmheit, Gelenkschmerzen, Erbrechen, Durchfall und abnormale Blutungen. Die Krankheit kann ebenfalls akut oder chronisch verlaufen, abhängig von der Dauer und der Schwere der Symptome, sowie vom Zeitpunkt der Behandlung.
Da diese Krankheiten für Hunde schwerwiegend und potenziell tödlich sein können, ist es äusserst wichtig, dass Sie Massnahmen ergreifen, um Ihr Tier wirksam vor Zeckenbissen zu schützen.
Präventionsmassnahmen
Zu den vorbeugenden Massnahmen gegen diese Krankheiten gehört die Verwendung von Repellentien oder Akariziden, um die Tiere vor Zeckenbissen zu schützen. Zu diesen Produkten gehören Tabletten, Halsbänder oder lokale Spot-on-Behandlungen. Diese Produkte dienen dazu, Zecken abzuwehren oder sie abzutöten sobald sie den Hund beissen, bevor sie überhaupt Krankheiten übertragen können. Die effektivsten Zeckenmittel sind verschreibungspflichtig und nur beim Tierarzt erhältlich. Bei Verwendung von rezeptfreien, auf natürlichen Inhaltsstoffen basierenden Insektenschutzmitteln ist oft eine Kombination mehrerer Mittel erforderlich, um einen ausreichenden Schutz zu gewährleisten.
Es ist sehr empfehlenswert, Ihren Hund regelmässig auf Zecken zu untersuchen, insbesondere wenn Sie in einer Region leben, in der Zecken häufig vorkommen. Das bedeutet, dass Sie das Fell Ihres Hundes nach Spaziergängen oder dem Spielen im Freien gründlich untersuchen und dabei besonders auf Bereiche wie die Ohren, den Hals und den Unterbauch achten sollten. Durch kurzes Bürsten nach jedem Spaziergang, mit einem Flohkamm oder einer Striegelbürste, lassen sich herumlaufende Zecken, die sich noch nicht festgesetzt haben, leicht entfernen.
Gegen Babesiose gibt es auch einen Impfstoff für Hunde. Dieser Impfstoff gilt allgemein als wirksam, um die Symptome der Krankheit zu verhindern oder zu reduzieren. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass der Impfstoff keinen hundertprozentigen Schutz vor der Krankheit garantiert, und dass Hunde auch nach der Impfung noch an der Krankheit erkranken können. Daher ist die Vorbeugung gegen Zeckenstiche nach wie vor das beste Mittel, idealerweise in Kombination mit der Impfung für Hunde mit hohem Risiko. Zögern Sie nicht mit Ihrem Tierarzt zu besprechen, ob eine Impfung für Ihren Hund sinnvoll ist oder nicht.
Saisonalität der Zecken
Zecken gehören zu den Milben und sind in der Schweiz weit verbreitet. Es gibt eine Vielzahl verschiedener Zeckenarten. Ixodes ricinus ist die häufigste Zecke bei Hunden in der Schweiz, aber es existieren auch Ixodes hexagonus, Dermacentor reticulatus und Rhipicephalus sanguineus. Zecken können beinahe überall vorkommen: im Wald, in Büschen, auf Wiesen, in Parks, in Gärten, in Hundezwingern... Hunde können sich daher bei einem Spaziergang sehr leicht Zecken einfangen. Zecken sind in unseren Breitengraden hauptsächlich von März bis Oktober aktiv, aber je nach Klima und Höhenlage kann man sie teilweise fast das ganze Jahr über finden. In der Westschweiz zum Beispiel können einige Zeckenarten bei mildem Wetter von Februar bis November aktiv bleiben. Zudem überleben einige Zecken auch in Zwingern und Häusern. Vorbeugung und Wachsamkeit sind daher das ganze Jahr über angebracht.
Fazit: Sobald Sie eine Zecke auf Ihrem Hund entdecken, ist es wichtig, schnell zu handeln, damit Ihr Tier gesund bleibt. Indem Sie die Zecke vorsichtig entfernen, den betroffenen Bereich reinigen und auf Krankheitsanzeichen bei Ihrem Hund achten, leisten Sie bereits einen grossen Beitrag dazu, das Risiko der Übertragung von Krankheiten durch Zecken zu verringern. Wichtig sind ausserdem vorbeugende Massnahmen, wie die Verwendung von Zeckenschutzmitteln und die regelmässige und gründliche Kontrolle des Tierfells. Indem Sie wachsam und proaktiv sind, tragen Sie viel dazu bei, dass Ihr vierbeiniger Freund gesund bleibt.