Wie pflege ich die Zähne meiner Katze?
- Von med. vet. Bianca Michoud-Valente
- 07.03.2024
Während die Bedeutung der Zahngesundheit für Menschen offensichtlich ist, ist vielen Menschen nicht bewusst, dass auch die Maulgesundheit Ihrer Katze einen wesentlichen Einfluss auf ihr allgemeines Wohlbefinden hat. Die Zahnhygiene von Katzen ist weit mehr als nur eine Frage der Ästhetik und hat eine erhebliche Auswirkung auf ihre Lebensqualität. Sie spielt eine entscheidende Rolle für ihr Wohlbefinden, ihre allgemeine Gesundheit und ihre Lebensqualität.
Die Bedeutung der Zahngesundheit von Katzen wird jedoch oft unterschätzt. Viele Katzenhalter sind sich nicht bewusst, dass Zahnprobleme nicht nur das Maul ihres Stubentigers betreffen, sondern auch andere lebenswichtige Organe im Körper beeinträchtigen können. Zahnerkrankungen bei Katzen können heimtückisch sein und lange unbemerkt bleiben. Unbehandelte Zahnerkrankungen können zu Infektionen, chronischen Schmerzen und sogar zu ernsthaften Komplikationen wie Herz- oder Niereninfektionen führen.
Deshalb ist es unsere Pflicht als Katzenbesitzer, dafür zu sorgen, dass die Zähne unserer Schützlinge gesund bleiben und gut gepflegt werden. Indem wir den Schwerpunkt auf Vorbeugung, Früherkennung und regelmässige Zahnpflege legen, können wir dazu beitragen, ihnen ein langes und glückliches Leben zu ermöglichen.
Wie erkenne ich, ob meine Katze Zahnschmerzen hat?
Es kann schwierig sein, zu erkennen, dass eine Katze Zahnschmerzen hat, da Katzen instinktiv dazu neigen, ihre Schmerzen zu verbergen. Dennoch gibt es einige subtile Anzeichen, die auf mögliche Zahnprobleme hinweisen können:
- Schwierigkeiten beim Fressen: Wenn Ihre Katze scheinbar Schwierigkeiten hat, ihr Futter zu kauen, asymmetrisch kaut, beim Kauen Geräusche macht, den Kopf schief hält oder von hartem zu weichem Futter wechselt, kann dies ein Anzeichen für Zahnschmerzen sein.
- Schlechter Atem: Obwohl der Atem von Katzen nie wirklich angenehm riecht, kann ein besonders übler Geruch auf eine Zahninfektion hindeuten.
- Kratzen oder Reiben des Mauls: Wenn eine Katze mit den Pfoten an ihrem Maul kratzt oder reibt, kann dies ein Indiz für Zahnbeschwerden sein. Manchmal reiben die Katzen ihren Kopf auch aussergewöhnlich intensiv an Gegenständen oder Möbeln oder schütteln ihn wiederholt und heftig. Diese Verhaltensweisen können insbesondere während oder nach den Mahlzeiten verstärkt auftreten, wenn die Zahnschmerzen durch das Kauen intensiviert werden.
- Änderung der Putzgewohnheiten: Katzen können aufhören, sich richtig zu pflegen, wenn sie Schmerzen im Maul haben. Ein ungepflegtes, öliges Fell, übermässige Knoten oder ein "pieksig" aussehendes Fell sind Anzeichen für eine unzureichende Fellpflege und man sollte die Ursache ergründen.
- Übermässiger Speichelfluss: Ein auffällig erhöhter Speichelfluss, der manchmal von Geifern begleitet wird, kann auf eine Reizung des Mauls hindeuten.
- Appetitlosigkeit: Wenn Ihre Katze plötzlich beginnt, ihr gewohntes Futter zu verweigern oder weniger als gewöhnlich frisst, kann dies ein Anzeichen für Schmerzen beim Kauen sein.
- Aggressives Verhalten bei Berührung des Mauls: Katzen mit Zahnproblemen können empfindlich auf Berührungen im Bereich des Mauls reagieren.
- Lethargie: Katzen mit Zahnschmerzen können lethargisch oder weniger aktiv als sonst werden.
Sollten Sie eines oder mehrere dieser Symptome bei Ihrer Katze bemerken, ist es ratsam, möglichst zeitnah einen Tierarzt zu konsultieren. Unbehandelte Zahnprobleme können schwerwiegende Auswirkungen haben und die Gesundheit Ihres geliebten Tieres gefährden. Die frühzeitige Erkennung und eine passende Behandlung sind unerlässlich, um Ihrer Katze Schmerzen zu ersparen und weitere Komplikationen zu vermeiden.
Wie werden Zahnerkrankungen bei Katzen diagnostiziert?
Bei einem Besuch beim Tierarzt mit Ihrer Katze führt dieser zunächst eine sorgfältige Untersuchung des Maulbereichs durch. Diese beinhaltet eine visuelle Kontrolle von Zähnen und Zahnfleisch, um Anzeichen von Zahnstein, Plaque, Gingivitis, Geschwüren oder anderen Unregelmässigkeiten festzustellen. Es kann notwendig sein, dass der Tierarzt Ihre Katze leicht sediert, um mithilfe spezieller zahnmedizinischer Instrumente eine detailliertere Untersuchung durchzuführen. Dies dient dazu, den Zustand der Zähne und des Zahnfleischs genau zu bewerten, einschliesslich der Überprüfung auf Zahnfleischtaschen oder Schäden am Zahnhalsteil. In manchen Fällen sind auch Röntgenaufnahmen der Zähne erforderlich, um ein umfassendes Bild der dentalen Gesundheit von den Wurzeln über das Zahnmark bis hin zum Zahnschmelz, sowie des Zahnfleisches, der Zahnwurzeln und der Kieferknochen zu erhalten. Diese gründliche Analyse hilft, die Vitalität der Zähne zu beurteilen und mögliche Frakturen, Infektionen, Tumore oder andere Erkrankungen zu identifizieren. Basierend auf diesen Untersuchungen und gegebenenfalls weiteren Tests, kann der Tierarzt eine präzise Diagnose stellen und einen massgeschneiderten Behandlungsplan vorschlagen, um Ihrer Katze Schmerzen zu ersparen und ihre Zahngesundheit effektiv wiederherzustellen.
Was sind die häufigsten Ursachen für Zahnerkrankungen bei Katzen?
Zahnerkrankungen bei Katzen können verschiedene Ursachen haben, zu denen virale, genetische und umweltbedingte Faktoren gehören.
Eine wesentliche Ursache für Zahnprobleme ist die Bildung von Plaque, einer zähen Substanz aus Bakterien, Speichel und Nahrungsresten. Um der Mineralisierung und damit der Verhärtung von Plaque zu Zahnstein vorzubeugen, ist regelmässiges Zähneputzen oder eine angepasste Ernährung essenziell. Zahnstein fördert Entzündungen des Zahnfleisches (Gingivitis) und Erkrankungen des Zahnhalteapparates. In einigen Fällen können sich aus diesen Bedingungen auch Zahnabszesse entwickeln, die durch bakterielle Infektionen hervorgerufen werden. Ohne angemessene Behandlung können diese dentalen Beschwerden zu Schmerzen und Unbehagen bei der Katze führen und potenziell ernsthafte Gesundheitsrisiken, einschliesslich Blutinfektionen, mit sich bringen.
Katzen, die vorwiegend Weich-/Nassfutter zu sich nehmen, haben ein etwas höheres Risiko für Zahnprobleme. Der Grund dafür ist, dass solche Futtersorten, infolge der geringen mechanischen Reibung, weniger zur natürlichen Reinigung der Zähne beitragen als Trockenfutter. Auch Unfälle und Auseinandersetzungen können zu Zahnverletzungen, wie Zahnbrüchen oder Zahnverschiebungen, führen.
Ebenso können bestimmte gesundheitliche Probleme, etwa Diabetes oder Immunschwächen, das Risiko für Zahnprobleme erhöhen, da sie die Widerstandsfähigkeit gegenüber Infektionen mindern und die Aufrechterhaltung einer optimalen Zahngesundheit erschweren.
Zahnerkrankungen bei Katzen können auch in Verbindung mit Virusinfektionen stehen, darunter das feline Calicivirus, welches oft Erkrankungen der oberen Atemwege wie Rhinitis (eine Entzündung der Nasenhöhlen und Nasennebenhöhlen) und Stomatitis (eine schmerzhafte Entzündung des Zahnfleisches und der Mundschleimhaut) verursacht. Katzen, die vom Calicivirus betroffen sind, können Symptome wie Mundgeschwüre, gesteigerten Speichelfluss und Schwierigkeiten beim Fressen zeigen, was vorhandene Zahnprobleme weiter verschärfen kann. Diese Situation erfordert eine umgehende tierärztliche Behandlung, um die Beschwerden zu mildern und die Infektion effektiv zu behandeln. Die ganzheitliche Behandlung solcher Zahnerkrankungen mit zugrunde liegender Calicivirusinfektion umfasst oft eine Kombination aus sorgfältiger Zahnpflege und medikamentöser Therapie, um sowohl die Virusinfektion als auch die damit einhergehenden Beschwerden anzugehen und so das Wohlbefinden der Katze zu fördern.
Zudem spielt die genetische Veranlagung bei der Anfälligkeit für Zahnerkrankungen eine Rolle, wobei bestimmte Rassekatzen, darunter British Shorthair, Maine Coon und Perser, eine höhere Prädisposition aufweisen.
So ist zum Beispiel die chronische feline Gingivostomatitis eine Erkrankung des Zahnfleisches und der Mundschleimhaut, die bei Rassekatzen häufiger anzutreffen. Sie kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein und ist durch ein gerötetes und geschwollenes Zahnfleisch sowie durch Wucherungen des Zahnfleisches um die Backenzähne gekennzeichnet. Röntgenaufnahmen zeigen zudem oft Schäden in Zahnkronen und Zahnwurzeln, die für die Katzen ausgesprochen schmerzhaft sind.
Bei Kätzchen tritt die juvenile feline Gingivitis auf, die vor allem bei Abessiniern, Main Coon und Persern vorkommt. Sie ist durch ein wucherndes und gerötetes Zahnfleisch gekennzeichnet, während die Zähne sauber bleiben. Die Rötungen und Wucherungen beginnen, wenn die bleibenden Zähne das Zahnfleisch durchbrechen und bis zum Alter von einem Jahr können die Kronen der Prämolaren und Molaren fast vollständig vom Zahnfleisch bedeckt sein. Ein ähnliches Syndrom, das oft kränkelnde, verschnupfte Kätzchen betrifft, und häufiger bei Siamesen, Main Coon und Hauskatzen auftritt, ist die juvenile Parodontitis. Im Gegensatz zur juvenilen Gingivitis bildet sich hier schnell Plaque und Zahnstein, legen die Zahnwurzeln frei und führen zu Zahnfleisch- und Knochenrückgang.
Die Ursache einer weiteren, sehr häufigen und sehr schmerzhaften Zahnerkrankung von Katzen ist allerdings nach wie vor ungeklärt. Es handelt sich um die sogenannten FORL (Feline odontoklastische Resorptivläsionen). Dabei werden körpereigene Zellen (die Odontoklasten) aus unbekannten Gründen aktiviert. Sie beginnen damit, die Zahnhartsubstanz abzubauen und fressen so ‘Löcher’ in die Zähne. Dieser Prozess beginnt in den Zahnwurzeln und Zahnhälsen und bleibt daher, ohne Röntgenuntersuchung, oft lange Zeit unerkannt.
Wie werden die Katzenzähne gepflegt?
Die Zahnpflege von Katzen umfasst ein breites Spektrum an Massnahmen, die von alltäglicher Pflege zu Hause bis hin zu professionellen veterinärmedizinischen Behandlungen reichen, je nachdem, wie fortgeschritten die Zahnprobleme sind.
Für die tägliche Pflege zu Hause empfiehlt sich das regelmässige Putzen der Zähne mit einer für Katzen konzipierten Zahnbürste und passender Zahnpasta, ergänzt durch eine auf die Zahngesundheit ausgerichtete Ernährung. In einigen Fällen kann es auch hilfreich sein, antiseptische Zahnpasta zu verwenden, um Infektionen vorzubeugen, oder entzündungshemmende Mittel einzusetzen, um Schmerzen und Entzündungen effektiv zu behandeln.
Bei schwerwiegenderen Zahnproblemen kann ein veterinärmedizinischer Eingriff notwendig sein. Dies kann eine professionelle Zahnreinigung unter Vollnarkose einschliessen, um Zahnstein und Plaque zu entfernen, sowie Massnahmen wie Zahnrekonstruktion oder Devitalisierung bei gebrochenen Zähnen und die Anwendung spezifischer Medikamente zur Behandlung von Infektionen.
Müssen meiner Katze die Zähne gezogen werden?
In manchen Fällen, wenn die Zähne zu stark beschädigt oder entzündet sind, bei einer ausgeprägten Infektion mit dem felinen Calicivirus oder bei FORL, kann eine teilweise oder vollständige Entfernung der Zähne als Massnahme zur Schmerzlinderung und zur Verhinderung weiterer Infektionsausbreitung notwendig sein. Der Gedanke, einer Katze viele oder sogar sämtliche Zähne zu ziehen, ist für viele Besitzer beunruhigend. Es ist aber wichtig zu wissen, dass die Katzen sich in der Regel sehr gut von solchen Zahnextraktionen erholen und anschliessend oft rasch sogar wieder besser fressen als vorher. Sie können angepasstes Futter (Nassfutter oder kleine Kroketten) ohne Probleme zu sich nehmen, auch wenn sie kein vollständiges Gebiss mehr haben. Darüber hinaus wird die Zahnextraktion definitiv die Schmerzen und Beschwerden lindern, die mit fortgeschrittenen Zahnerkrankungen einhergehen, und so die Lebensqualität der Katze langfristig verbessern.
Tierärzte empfehlen eine Zahnextraktion normalerweise dann, wenn sich andere Behandlungsmöglichkeiten als unwirksam erwiesen haben oder wenn die Zahnprobleme so schwerwiegend sind, dass sie die allgemeine Gesundheit des Tieres gefährden. Daher ist es entscheidend, sich an die Empfehlungen des Tierarztes zu halten und Entscheidungen zu treffen, die auf dem Wohlbefinden und dem Komfort der Katze basieren.
Was kann ich unterstützend tun, damit meine Katze gesunde Zähne behält und um Krankheiten vorzubeugen?
Nachfolgend führen wir einige praktische Tipps auf, wie Sie Ihrer Katze helfen können, gesunde Zähne zu behalten und Krankheiten vorzubeugen:
- Regelmässiges Zähneputzen: Führen Sie eine Zahnputzroutine mit einer speziell für Katzen entwickelten Zahnbürste und einer geeigneten Zahnpasta ein. Beginnen Sie schrittweise und mit Geduld, um Ihre Katze an den Vorgang zu gewöhnen.
- Ernährung und Nahrungsergänzungsmittel: Es gibt speziell formuliertes Futter, das die Zahngesundheit von Katzen fördert, oft in Form von Trockenfutter. Wenn Sie das Futter nicht wechseln möchten, dann empfehlen wir Nahrungsergänzungsmittel in Form von Leckerlis, Kausnacks und Pulvern, die speziell dafür entwickelt wurden, die Reinigung der Zähne zu unterstützen, indem sie die Ansammlung von Zahnbelag reduzieren.
- Kauspielzeug: Manche Katzen knabbern und kauen gerne an ihrem Spielzeug. Für diese sind Gummi- oder speziell entwickelte Zahnspielzeuge eine gute Option, die helfen, die Zähne auf natürliche Weise zu reinigen und das Zahnfleisch zu massieren.
- Regelmässige Zahnkontrollen: Es ist generell ratsam, Ihrer Katze jährlich dem Tierarzt zur allgemeinen Kontrolle vorzustellen, wobei eine ideale Gelegenheit besteht, auch gleich eine Untersuchung des Mauls durchführen zu lassen. Dies ermöglicht es dem Tierarzt, mögliche Zahnprobleme bereits in ihren Anfängen zu erkennen und präventive Massnahmen vorzuschlagen, um schwerwiegenden Erkrankungen vorzubeugen.
Abschliessend sei nochmals betont, dass die Zahngesundheit einen wesentlichen Bestandteil des allgemeinen Wohlbefindens Ihrer Katze darstellt. Indem Sie vorbeugende Massnahmen wie regelmässiges Zähneputzen, eine ausgewogene Ernährung und regelmässige Tierarztkontrollen ergreifen, unterstützen Sie aktiv die Erhaltung der Zahngesundheit Ihrer Katze und tragen so zu einer optimalen Lebensqualität bei.