Das Cushing-Syndrom beim Hund
- Von med. vet. Bianca Michoud-Valente
- 16.11.2021
Wurde bei Ihrem Hund das Cushing-Syndrom, auch bekannt als Hyperadrenokortizismus, diagnostiziert? Erfahren Sie mehr über diese, durch eine chronische Überproduktion des Stresshormons Cortisol verursachte Erkrankung, ihre Bedeutung für die Gesundheit Ihres Hundes und ihre Behandlungsmöglichkeiten.
Was ist das Cushing-Syndrom?
Das Cushing-Syndrom, auch Hyperadrenokortizismus genannt, ist eine relativ häufige hormonelle Erkrankung bei Hunden, die insbesondere bei kleinen Rassen und älteren Hunden (Durchschnittsalter 8-10 Jahre) auftritt. Sie wird durch eine Überproduktion von Cortisol durch die Nebennieren verursacht. Cortisol, das dem Kortison ähnelt, wird in der Regel von den Nebennieren in Stresssituationen ausgeschüttet, um den Körper bei der Bewältigung dieser stressigen Ereignisse zu unterstützen. Eine Überproduktion dieses Stresshormons über einen längeren Zeitraum hinweg hat jedoch schädliche Folgen für den Körper, die dann das Cushing-Syndrom auslösen.
Es gibt zwei Ursachen für das Cushing-Syndrom:
- Ein Tumor der Hirnanhangsdrüse, der in der Regel gutartig ist und ein Hormon absondert, das die Nebennieren dazu anregt, zu viel Cortisol zu produzieren. Ein solcher Tumor ist für ca. 85 % der Fälle verantwortlich.
- Ein gut- oder bösartiger Tumor einer oder beider Nebennieren, der eine übermässige Menge an Cortisol produziert. Dies ist in etwa 15 % der erkrankten Hunde der Fall.
Zudem gibt es das iatrogene Cushing-Syndrom das auftreten kann, wenn einem Hund zur Behandlung einer bestimmten Krankheit langfristig ein vom Tierarzt verordnetes Kortisonpräparat verabreicht wird.
Was sind die Symptome des Cushing-Syndroms und wie erkennt man es?
Die Symptome des Cushing-Syndroms sind einerseits sehr typisch und andererseits auch sehr vielfältig. Vor allem in den frühen Stadien der Krankheit sind sie oft wenig ausgeprägt und daher nicht leicht zu erkennen.
Diese klassischen Symptome bilden das sogenannte Cushing-Syndrom:
- Erhöhter Durst und erhöhte Urinproduktion (Polyurie-Polydipsie): Ihr Haustier muss möglicherweise nachts Harn absetzen, macht grössere Pfützen und leert seinen Wassernapf schneller und häufiger
- Ein stark gesteigerter Appetit (Polyphagie): Ihr Hund fängt an zu betteln oder Futter zu stehlen und scheint nie satt zu werden
- Müdigkeit oder Lethargie aufgrund von Muskelschwäche
- Hängebauch: Ihr Hund kann einen Hängebauch entwickeln, Fett zunehmen und Muskeln verlieren
- Dermatologische Probleme: typischerweise tritt ein symmetrischer Haarausfall an Rumpf und Schwanz auf. Die Haut wird dünner und dunkler und ist anfälliger für Infektionen.
Seltener können auch weitere Symptome auftreten wie übermässiges Hecheln, Unfruchtbarkeit oder Schwäche in den Hinterbeinen.
Neben diesen Symptomen gibt es auch andere, weniger sichtbare Komplikationen, die Ihr Tierarzt jedoch feststellen kann, wie Bluthochdruck, Harnwegsinfektionen und -steine, Proteinurie (Verlust von Proteinen im Urin durch die Nieren), Diabetes, Bauchspeicheldrüsenentzündung und Thromboembolie.
Wie wird ein Cushing diagnostiziert?
Wenn Ihr Tierarzt den Verdacht auf das Cushing-Syndrom hat, wird er verschiedene Tests empfehlen, um die Diagnose zu bestätigen und eine geeignete Behandlung wählen zu können. Die wichtigsten Tests zur Bestätigung des Cushing-Syndroms sind hormonelle Bluttests zur Überwachung der Nebennierenfunktion, wie z. B. der ACTH-Stimulationstest oder der Dexamethason-Hemmtest.
Wenn das Vorliegen des Cushing-Syndroms bestätigt wurde, muss als Nächstes dessen Ursprung geklärt werden: Wird es durch einen Tumor in der Hirnanhangsdrüse oder in den Nebennieren verursacht? Manchmal ist die Antwort bereits mit der Blutuntersuchung gegeben, aber oft wird Ihr Tierarzt einen oder mehrere der folgenden zusätzlichen Tests durchführen:
- Ultraschall des Abdomens: um festzustellen, ob ein Tumor an den Nebennieren vorliegt,
- CT- oder MRT-Untersuchung des Gehirns: zur Lokalisation von Tumoren an der Hypophyse.
Alle diese Tests sind für Ihren Tierarzt nützlich und entscheidend, um sicherzustellen, dass Ihr Hund die für seine Form des Cushing-Syndroms geeignetste Behandlung erhält.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es und wie ist die Prognose?
Die Behandlung des Cushing-Syndroms hängt von seiner Ursache ab. Bei hypophysärem Cushing erfolgt die Behandlung in der Regel medikamentös. Eine chirurgische Entfernung des Tumors wäre eine ideale Lösung. Diese wird aber in der Praxis nur sehr selten durchgeführt, da der Eingriff teuer und schwierig ist, einen spezialisierten Chirurgen erfordert und die betroffenen Tiere oft schon sehr alt sind. Das Gleiche gilt für die Strahlentherapie.
Die häufigste Behandlung ist daher die medikamentöse Therapie mit "Vetoryl", einem Medikament, das die Cortisolproduktion der Nebennieren verringert und lebenslang verabreicht werden muss. Die Dosis muss individuell an den einzelnen Hund angepasst und regelmässig durch Blutuntersuchungen überprüft werden. Die Lebensqualität, von gut auf das Medikament eingestellten Hunden, ist sehr hoch. Die Lebenserwartung hingegen hängt von der Entwicklung des Tumors ab: ist er, wie meistens, gutartig, so kann der Hund noch viele Jahre leben, ist er bösartig, verkürzt sich die Lebenserwartung.
Die Behandlung eines von der Nebenniere ausgehenden Cushing-Syndroms erfolgt meistens chirurgisch, indem der Tumor entfernt wird. Wird dieser frühzeitig und komplett entfernt, so ist der Hund anschliessend vollständig geheilt. Dieser Eingriff ist leider ebenfalls nicht ohne Risiko, so dass auch hier manchmal eine lebenslange Behandlung mit «Vetoryl» die bessere Option ist. Auch bei dieser Form, hängt die Prognose von der Art des Nebennierentumors ab, welcher in etwa 50 % der Fälle gutartig ist.
Beim iatrogenen Cushing besteht die Behandlung lediglich darin, die Kortisondosis zu reduzieren. Die Symptome verschwinden dann von alleine wieder.
Wie kann ich meinen Hund unterstützen?
Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung kann es sinnvoll sein, die Ernährung des Hundes anzupassen, um den Verlust an Muskelmasse zu minimieren. Dazu sind gut verdauliche Futter mit hohem Proteingehalt geeignet.
Darüber hinaus kann das Cushing-Syndrom die Organe Ihres Hundes schädigen und macht sie anfälliger für Entzündungen. Daher können Sie die Ernährung Ihres Hundes mit Omega-3-Fettsäuren ergänzen, die sich positiv auf Entzündungsprozesse auswirken.
Sie können auch Nahrungsergänzungsmittel mit einem hohen Gehalt an Antioxidantien und Vitaminen verabreichen, um die Gesundheit und das Immunsystem Ihres Hundes zu unterstützen und die durch seine Krankheit verursachte vorzeitige Zellalterung zu bekämpfen.
Und schliesslich ist es wichtig, dass Sie Ihrem Hund immer ausreichend frisches Wasser zur Verfügung stellen, damit er seinen Durst stillen kann und nicht austrocknet.