Kastration – was spricht dafür, was dagegen?
- Von Dr. med. vet. Sabina Büttner
- 19.08.2019
Soll ich mein Tier kastrieren lassen oder nicht? Diese Frage stellt sich jedem Hunde- und Katzenbesitzer früher oder später. Und sie ist – zumindest bei Hunden – nicht pauschal mit Ja oder Nein zu beantworten. Die Gründe für eine Kastration liegen ganz klar in der Verhinderung der Fortpflanzung und im damit zusammenhängenden Sexualverhalten wie Streunen, Markieren, Läufigkeit oder Rolligkeit.
Bei Katzen ist die Kastration die einzig zuverlässige Methode, die Fortpflanzung zu verhindern. Auch ausschliesslich in der Wohnung gehaltene Katzen müssen kastriert werden, denn sowohl Katzen wie Kater können ansonsten beginnen, übelriechende Urinmarken zu setzen. Zudem werden Katzen im Sommerhalbjahr alle zwei bis drei Wochen rollig. Daraus kann sich eine Dauerrolligkeit entwickeln, die häufig zu einer Entzündung der Gebärmutter führt. Unkastrierte Freigänger sind häufiger in Kämpfe verwickelt und legen auf der Suche nach einem Geschlechtspartner weite Strecken zurück, bei denen sie unzähligen Gefahren ausgesetzt sind. Einziger Nachteil der Kastration ist bei Katzen, dass sie anschliessend vermehrt zu Übergewicht neigen. Mit der richtigen Fütterung können aber auch kastrierte Katzen ein Leben lang ihr Idealgewicht behalten!
Pro*
- Verhindert ungewollten Nachwuchs
- Verhindert Markieren im Haus
- Vermindert Streunen
- Verhindert Dauerrolligkeit
- Steigert Verträglichkeit mit anderen Katzen und Menschen
Kontra*
- Operationsrisiko
- Fördert Neigung zu Übergewicht
*Nicht abschliessende Liste
Bei Katzen überwiegen die positiven Wirkungen der Kastration eindeutig deren Risiken. Sämtliche nicht zur Zucht eingesetzten Katzen sollten daher kastriert werden.
Bei Hunden ist die Situation etwas anders. Hunde werden in der Schweiz meistens so beaufsichtigt, dass ungewollter Nachwuchs auch ohne Kastration verhindert werden kann. Zudem ist eine Kastration bei Hunden mit höheren Risiken verbunden als bei der Katze. Von der generellen Kastration sämtlicher Hunde wird daher heute meist abgeraten.
Es gibt einige ganz klare gesundheitliche Gründe, die eine Kastration unumgänglich machen: Zum Beispiel Perianaltumoren oder eine chronische Vorhautentzündung bei Rüden sowie eine Gebärmuttervereiterung oder ein Diabetes bei älteren Hündinnen.
Zudem gibt es geschlechtsgebundene Verhaltensweisen wie Streunen, übermässiger Sexualtrieb, hochgradige Scheinträchtigkeit oder hormonell bedingte Aggressivität, die durch eine Kastration verhindert oder abgeschwächt werden können. Viele unerwünschte Verhaltensweisen sind jedoch eher auf Erziehungs- und Haltungsfehler zurückzuführen und lassen sich durch eine Kastration nicht beeinflussen. Oft sind kastrierte Hunde zwar ausgeglichener und einfacher im Umgang mit Artgenossen, jedoch kann bei gewissen Hündinnen die Aggressionsbereitschaft nach der Kastration auch zunehmen.
Die Neigung zu Übergewicht ist auch bei Hunden eine der häufigsten Nebenwirkungen der Kastration, der jedoch durch eine geeignete Fütterung entgegengewirkt werden kann. Bei einigen Rassen kann es nach der Kastration zu starken Fellveränderungen kommen, die die Pflege des Tieres erschweren. Vor allem bei Hündinnen grosser Rassen ist das Auftreten einer Harninkontinenz eine häufige Nebenwirkung, welche zwar in den meisten Fällen gut behandelt werden kann, jedoch eine lebenslange Therapie notwendig macht.
Lange Zeit haben viele Tierärzte zu einer frühzeitigen Kastration von Hündinnen geraten, weil damit das Risiko von bösartigen Gesäugetumoren gesenkt werden kann. Neuere Studien zeigen jedoch auf, dass im Gegenzug einige andere Tumorarten bei kastrierten Hunden deutlich häufiger vorkommen als bei unkastrierten.
Pro*
- Verhindert ungewollten Nachwuchs
- Verhindert übersteigertes Sexualverhalten
- Verhindert Scheinträchtigkeit
- Verhindert sexualhormonbedingte Aggressivität
- Ausgeglicheneres Verhalten
- Verschwinden von Vorhautentzündungen
- Vermindert Risiko für Gesäugetumore
- Verhindert Hodentumore
Kontra*
- Operationsrisiko
- Fördert Neigung zu Übergewicht
- Fellveränderungen
- Harninkontinenz
- Gesteigerte Aggressivität (nur bei Hündinnen)
- Erhöht das Risiko für Schilddrüsenunterfunktion
- Erhöht das Risiko für Harnblasenentzündungen
- Erhöht das Risiko für verschiedene Krebsarten (z.B. Knochenkrebs, Lymphosarkom, Hämangiosarkom)
*Nicht abschliessende Liste
Bei Hunden muss in Anbetracht der vielen Vor- und Nachteile einer Kastration immer eine individuelle Entscheidung getroffen werden, welche die Rasse, die Charaktereigenschaften des Hundes und die Haltungsbedingungen berücksichtigt. Eine diesbezügliche Beratung durch die Tierärztin oder den Tierarzt sollte vor einer Operation in jedem Fall durchgeführt werden.
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